Eine Abtreibung kann tiefe seelische Wunden hinterlassen. Vielleicht bist du selbst von dem Leid nach Abtreibung betroffen, vielleicht kennst du jemanden, der heimlich, still und leise darunter leidet?
Wir verstehen deinen Schmerz, deine Gefühle, deine Gedanken. Wir wissen, wie schwer es sein kann, mit der Schuld der Abtreibung zu leben – aber wir wissen auch, dass es Heilung für dich und andere Betroffene gibt!
Jugend für das Leben bietet per se keine Beratung nach Abtreibung an, aber wir möchten dir ein paar wichtige Punkte aufzeigen, die notwendig sind, um das Geschehene zu verarbeiten und wieder Freude am Leben zu finden. Außerdem haben wir gute Beratungsstellungen für dich zusammengesucht, an die du dich wenden kannst.
Wichtige Schritte auf dem Weg zur Heilung:
1. Eingeständnis und Konfrontation mit dem Geschehenen
Es ist wichtig, dass sich Betroffene einer Abtreibung bewusst mit dem konfrontieren, das passiert ist:
Statt die Abtreibung zu verdrängen, die eigene (Teil-)Schuld weiter zu leugnen, Rechtfertigungsgründe zu finden, usw. ist es dringend notwendig, die eigene Schuld einzugestehen und Reue darüber zuzulassen, dass man sein ungeborenes Kind töten ließ. Erst so kann die eigentliche Trauerarbeit beginnen:
Das traumatische Erlebnis der Abtreibung, alle Gedanken, Wahrnehmungen, körperlichen Reaktionen und Gefühle werden nicht mehr ignoriert, sondern werden ausgesprochen.
Diese erste Phase kostet sehr viel Überwindung, Tränen und Durchhaltevermögen. Selbsthilfegruppen und Therapeuten, aber auch Freunde und Familie können diesen Prozess unterstützen und der Frau dabei helfen, den schweren Verlust zu erkennen und letztlich anzunehmen. Wichtig in dieser Phase ist es auch, dass die Frau ihre Gefühle gegenüber Mitverantwortlichen (medizinisches Personal, Kindesvater, etc.) zum Ausdruck bringt.
2. Phase der Aufarbeitung
In dieser Phase bemühen sich Betroffene einer Abtreibung mit dem abgetriebenen Kind und den Mitmenschen zu versöhnen. Durch den Akt der Vergebung – der sehr schwer fallen kann! – können der Zorn überwunden und der Schmerz vermindert werden. Betroffene müssen in dieser Phase sich selbst und anderen Mittätern verzeihen. Auch die Versöhnung mit dem Kind und Gott sind wichtig – letzteres bestätigen auch Frauen, die vor der Abtreibung gar nicht besonders religiös waren.
Es kann hilfreich sein, dem Kind einen Namen zu geben. Das fällt meist nicht schwer, denn viele Frauen glauben zu wissen, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge war. Durch die Namensgebung wird das Kind direkt ansprechbar und die Beziehung konkreter und fassbarer. Um sich innerlich vom Kind zu verabschieden, gibt es verschiedene Abschiedsrituale, zum Beispiel ein symbolisches Begräbnis. Oft hilft es auch darüber nachzudenken, wo das Kind jetzt ist. Für gläubige Frauen ist die Sicherheit, dass ihr Kind bei Gott weiterlebt, ein großer Trost. Auch das Verfassen von Texten für das abgetriebene Kind kann zur Aufarbeitung des Verlustes beitragen, wie das folgende Gedicht zeigt, dass eine betroffene Frau der Selbsthilfegruppe „Rahel e.V.“ schrieb:
Mein Kind,
ich möchte von Dir träumen,
und dem,
was Du nicht werden konntest.
Ich möchte zu träumen wagen
von Dir
und dem,
was Du nicht bekommen wirst.
Ich möchte zu träumen wagen
von Dir,
wie Du gewachsen wärst.
Ich möchte es wagen
von Dir zu träumen
und nach dem Erwachen
dir meine Liebe schenken.
Bitte verzeih mir,
wenn ich Dir die Zukunft raubte.
3. Die Phase des Neubeginns, der Wiedergutmachung
In dieser Phase beginnt die betroffene Frau (oder Mann) umzusetzen, was sie aus Fehlern gelernt hat. Sie bemüht sich, authentische alte Freundschaften zu erneuern und neue tragfähige Beziehungen aufzubauen. Sie sieht wieder Sinn in ihren Tätigkeiten oder entdeckt neue Aufgaben. Das gesunkene Selbstwertgefühl wird dabei nach und nach wieder gestärkt. Viele Frauen nutzen ihre wiedergewonnene Lebensfreude und ihre gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen, um einen Akt der Wiedergutmachung zu setzen: Natürlich kann die Tötung des eigenen Kindes nicht rückgängig gemacht werden, aber es gibt viele Möglichkeiten, sich für andere einzusetzen: viele betroffene Frauen spüren etwa in sich den Drang, schwangeren Frauen in Konfliktsituationen zur Seite zu stehen, damit sich diese für ihr Kind entscheiden können und nicht denselben Schmerz durchmachen müssen wie sie, andere setzen sich in anderen caritativen Bereichen ein, bieten Hilfe für Betroffene einer Abtreibung an, usw.
Einen besonderen Gedanken möchte ich euch, den Frauen, vorbehalten, die sich für eine Abtreibung entschieden haben. Die Kirche weiß, wie viele Bedingtheiten auf eure Entscheidung Einfluß genommen haben können, und sie bezweifelt nicht, daß es sich in vielen Fällen um eine leidvolle, vielleicht dramatische Entscheidung gehandelt hat. Die Wunde in eurem Herzen ist wahrscheinlich noch nicht vernarbt. Was geschehen ist, war und bleibt in der Tat zutiefst unrecht. Laßt euch jedoch nicht von Mutlosigkeit ergreifen, und gebt die Hoffnung nicht auf. Sucht vielmehr das Geschehene zu verstehen und interpretiert es in seiner Wahrheit. Falls ihr es noch nicht getan habt, öffnet euch voll Demut und Vertrauen der Reue: der Vater allen Erbarmens wartet auf euch, um euch im Sakrament der Versöhnung seine Vergebung und seinen Frieden anzubieten. Ihr werdet merken, daß nichts verloren ist, und werdet auch euer Kind um Vergebung bitten können, das jetzt im Herrn lebt. Mit Hilfe des Rates und der Nähe befreundeter und zuständiger Menschen werdet ihr mit eurem erlittenen Zeugnis unter den beredtesten Verfechterinnen des Rechtes aller auf Leben sein können. Durch euren Einsatz für das Leben, der eventuell von der Geburt neuer Geschöpfe gekrönt und mit der Aufnahme und Aufmerksamkeit gegenüber dem ausgeübt wird, der der Nähe am meisten bedarf, werdet ihr eine neue Betrachtungsweise des menschlichen Lebensschaffen. Evangelium Vitae, 99 Worte des Trostes von Johannes Paul II