100.000 Kindern wird in Deutschland jedes Jahr ihr grundlegendes Recht auf Leben genommen. Mindestens 30.000 Kinder sind es in Österreich. Und die Gesellschaft wird eingelullt in unausgesprochene Sprech- und Bilderverbote, in Tabuisierung und Falschinformation. Um auf diese Menschenrechtsverletzung aufmerksam zu machen, marschierten wir in diesem Sommer rund 360 Kilometer von Deutschland über Österreich bis in die Slowakei.

Unsere jährliche Pro Life Tour gibt es seit 25 Jahren. Heuer begann sie am 22. Juli in Passau. Am 12. August erreichten wir schließlich erschöpft die Hauptstadt der Slowakei, Bratislava. Hinter manchen von uns lagen 360 Kilometer Fußmarsch und damit eine herausfordernde, aber unglaublich gesegnete Zeit. Durch Infostände und rund 8.000 Postwurfsendungen, die wir auf unserem Weg an Anrainer verteilten, konnten wir unglaublich viele Menschen erreichen und konfrontierten manche zum ersten Mal mit den erschreckenden Tatsachen der Abtreibung.

Die Tour war über die öffentliche Thematisierung der Problematik hinaus eine riesige Ermutigung für die Teilnehmer. Wir hatten Gelegenheit, Freundschaften zu knüpfen, besser argumentieren zu lernen, Ängste zu überwinden, geistig zu wachsen.

Melk war ein Highlight unserer Pro Life Tour. Die Stiftführung zum Sonnenuntergang und die freundliche Aufnahme in der evangelischen Pfarrgemeinde sind mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Darüber hinaus gingen dort Johannes und Doris Steinbacher mit uns ein Stück des Weges. Das junge Paar erzählte uns bei einem Vortrag die Geschichte ihrer Tochter Anna, die während der Schwangerschaft mit einem schweren Gendefekt (Trisomie 18) diagnostiziert worden war, aufgrund dessen die Ärzte ohne Umschweife zu einer Abtreibung drängten. „Nach der Bestätigung ihrer genetischen Besonderheit nahmen wir unsere Anna ganz bewusst als unser geliebtes Kind an. So sagten wir ‚Ja‘ zu Gottes Wirken.“, erzählten uns die jungen Eltern. Das kleine Mädchen durfte ein halbes Jahr innig umsorgt und geliebt leben.

Besonders schön war der Sonnenaufgang von der Ruine Hainburg aus zu beobachten. So konnten wir einen Blick auf das am Horizont liegende Bratislava erhaschen und auf den letzten Stück des Weges sehen. In Gedanken waren wir am Schicksalsberg aus Herr der Ringe.Und dann war es geschafft. Hinter manchen von uns lagen 360 Kilometer Fußmarsch und jeder, der mal wallfahren war, wird verstehen, wie wir uns nach so langer Zeit Isomatten, 30 Tageskilometern und blutigen Blasen an den Füßen fühlten. Nach und nach realisierten wir: Wir hatten es geschafft. Und jeder Tag, jede Aktion, jedes Gespräch, jeder Flyer war ein unerlässlicher Baustein für die Kultur des Lebens gewesen, die wir errichten wollen. Gleichzeitig wussten wir auch: Vor der Tour ist nach der Tour. Wir werden nicht aufhören, uns einzusetzen, solange die Gesellschaft die Augen vor der nackten Wahrheit verschließt und so nachlässig und verächtlich mit der Würde des Menschen umgeht; so lange jeder Tag (aktuell, laut WHO) weltweit den Tod für 73 Millionen Kinder bedeutet.

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