Stellungnahme zur angeblichen Aufregung rund um einen Schuleinsatz in der Steiermark
Propaganda: laut Duden die „systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen“
Laut einem Bericht in der Steirischen Krone soll „Jugend für das Leben“ durch Schuleinsätze „Propaganda der übelsten Art“ betreiben, weswegen sich nun Eltern beim Landesschulrat beschwert hätten. Jugend für das Leben Pressesprecherin Carina Eder spricht von einer „gekünstelten Empörung, die auf Falschinformationen zurückzuführen ist“ und kündigt an, dass der Verein dem zuständigen Landesschulinspektor und dem bischöflichen Amt für Schule und Bildung Rede und Antwort steht, um die Missverständnisse und Falschdarstellungen rund um den Schuleinsatz aus der Welt zu räumen. Sie hoffe auf eine faire Untersuchung, die sich nicht von medialem Druck, sondern den Fakten leiten lasse, so Eder.
Hintergrund für diesen höchst subjektiven Artikel sind drei Schuleinsätze, die vor einer Woche an der Neuen Mittelschule Mureck stattfanden. Religionslehrerin Manuela Berghold hatte Jugend für das Leben zum zweiten Mal eingeladen, nachdem der Workshop zum Thema „Abtreibung – Fakten, Folgen und Alternativen“ im vergangenen Jahr viele positive Rückmeldungen seitens der Schüler bekommen hat. Die zwei jungen Vortragenden vermittelten in jeweils zwei Unterrichtseinheiten wichtige Informationen zur pränatalen Entwicklung, Fristenregelung, Zahlen, Methoden und Folgen der Abtreibung und besprachen Alternativen zur Abtreibung. Bei allen drei Vorträgen kam eine Powerpoint mit interessanten Kurzfilmen zum Einsatz, nach einer abschließenden Diskussionsrunde konnten die Schüler je nach Interesse und Bedarf Infomaterial mitnehmen.
In allen Klassen wurde eine Evaluierung des Workshops durchgeführt, die Schüler hatten zudem die Möglichkeit anonym schriftliche Anmerkungen abzugeben. Die meisten Schüler gaben an, dass der Inhalt des Vortrags betroffen bzw. nachdenklich stimmt, alle befanden den Vortrag für interessant und es gab – laut Lehrpersonen – keine negative Rückmeldung seitens der Schüler und anwesenden Lehrpersonen.
Die einzige negative Rückmeldung kam von einer aufgebrachten Mutter, die den Verein direkt kontaktierte und auch nicht im Rahmen eines Telefongesprächs beruhigt werden konnte, und das, obwohl ihre Kritik ernst genommen wurde. Diese Mutter kündigte Konsequenzen an und scheint sich nun den Landesschulrat und die Kronenzeitung gewandt zu haben. Beschwerden von anderen Eltern sind der Jugend für das Leben nicht bekannt. Auch in der NMS Mureck hat sich bis dato kein einziger Elternteil beschwert (nicht einmal besagte Mutter).
Jugend für das Leben wurde vor der Veröffentlichung des Artikels von der Kronenzeitung nicht kontaktiert und hat inzwischen eine Gegendarstellung eingefordert.
Hier der Artikel, erschienen am Samstag, den 6. Februar 2016 in der Steirischen Krone, im Wortlaut und die Richtigstellung bzw. Anmerkungen zu den einzelnen Angaben:
„Wirbel nach Aufklärungsunterricht an Murecker Schule – Landesschulrat prüft
Gummi-Embryos als Geschenk“
> genau genommen sind es Fötus-Modelle aus Plastik, die ein zehn Wochen altes ungeborenes Kind zeigen. Vom Embryo spricht man nur in den ersten acht Lebenswochen)
„Aufklärungsunterricht der etwas anderen Art erlebten jetzt Jugendliche der Neuen Mittelschule Mureck: die 14-Jährigen mussten nicht nur einen blutigen Abtreibungsfilm ansehen, sondern wurden auch gleich mit „Embryos“ und fragwürdigem Infomaterial versorgt. Eltern sind entsetzt, der Landesschulrat ist informiert.“
> Es gibt keinen blutigen Abtreibungsfilm, sondern lediglich einen Film mit medizinischen Erklärungen und einem Ultraschall-Video! Schüler haben das Fötus-Modell und die anderen Info-Materialien nach eigenem Interesse mitnehmen können.
„Propaganda der übelsten Art betreibt der Verein „Jugend für das Leben“. Verhütungsmittel wie die Pille werden offen abgelehnt, Abtreibung stellt man als das größte Übel unserer Zeit dar.“
>Verhütungsmittel werden nicht offen abgelehnt, es wird lediglich die nidationshemmende Wirkungsweise hormoneller Verhütungsmittel erwähnt. Ein Schwerpunkt des Vortrags ist die Frage, welche Optionen existieren, wenn es schon zu einer ungeplanten Schwangerschaft gekommen ist. Jugend für das Leben unterstreicht im Vortrag die schwierige Situation von Mädchen/Frauen im Schwangerschaftskonflikt, die sich jährlich mit mehr als 40 Millionen Abtreibungen weltweit und etwa 35 000 in Österreich widerspiegelt (vgl. WHO 2012).
„Dafür gab es schon viel Kritik. Die SP bezeichnete eine vorangegangene Aktion als „geschmacklos und dumm“, das EU-Parlament verbot 2013 gar eine Veranstaltung, initiiert vom ehemaligen FPÖ- und BZÖ-Politiker Ewald Stadler.“
> Veranstaltungen der Jugend für das Leben werden – typisch für eine pluralistische Gesellschaft -unterschiedlich aufgenommen: die SP hat eine Aktion im Jahr 2007 als „geschmacklos und dumm“ bezeichnet, der Grazer Bürgermeister hingegen lud die Jugendorganisation vergangenen Dezember nach einer Lichterkette zu einer Agape ins Grazer Kunsthaus ein und bedankte sich für ihren Einsatz für das ungeborene Leben. Im Juni 2013 wurde im Europäischen Parlament ein Infostand der JfdL abgesagt, eine Podiumsdiskussion fand aber wie geplant statt.
„Dass ausgerechnet diese Organisation zu Gastvorträgen and die Neue Mittelschule Mureck geladen wurde, erzürnt betroffene Eltern: „Mein Kind kam völlig verstört von der Schule heim, hat mir von Abtreibungen, bei denen die Gebärmutter herausgeschnitten wird und erfrorene Babys erzählt“, erzählt eine schockierte Mutter der „Krone“. Zudem hatte das Mädchen einen kleinen „Embryo“ geschenkt bekommen.“
>Wie gesagt, wissen wir bis dato nur von einer einzigen erzürnten Mutter. In keinem der drei Vorträge wurde den NMS-Schülern von Abtreibungen erzählt, bei denen die Gebärmutter herausgeschnitten wird und Babys erfrieren (völlig absurd!) Stattdessen wurde sachlich und ohne(!) blutige Bilder die Methode der Absaugung und Ausschabung (bis zur 12. SSW) und der künstlich eingeleiteten Geburt und Kalium-Chlorid-Giftspritze (meist bis 24. SSW) erklärt. Dies wird jeder Schüler bestätigen, den man fragt. Das Fötus-Modell aus Plastik, sowie weiterführende Info-Broschüren wurden von einzelnen Schülern nach Ende des Workshops freiwillig mitgenommen.
„Der Landesschulrat ist alarmiert: Der Verein wird bereits geprüft und so wie es aussieht, nicht mehr empfohlen“, sagt Sprecher Martin Wanko.“
>In der NMS Mureck ist bis dato keine einzige Elternbeschwerde eingegangen. Jugend für das Leben ist bereit für eine Prüfung und vertraut auf eine objektive Bewertung!
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