Das Ehepaar Johannes und Doris S. (beide 26)
… erinnern sich an die „menschenverachtende Aussage“ des Arztes, nachdem dieser das Kind, das Doris unter ihrem Herzen trägt, mit Trisomie 13 diagnostiziert hatte: „Ihr könnt selbst entscheiden ABER 90 Prozent aller Paare in eurer Situation würden die Schwangerschaft jetzt beenden.“ Von Trisomie 13 haben die beiden noch nie gehört. Es handelt sich dabei um eine seltene Genkrankheit, bei der 80 Prozent der Kinder schon vor der Geburt sterben und die anderen eine sehr geringe Lebenserwartung haben.
„Menschenunwürdige Rhetorik des Arztes“
Am 4. Januar gehen Doris S. und ihr Mann zur Fruchtwasseruntersuchung. Der Befund wird am 18. Jänner bestätigt: Ihr Kind wird mit dem „13q Deletionssyndrom“ diagnostiziert. Doris und Johannes S. wollen das Geschlecht ihres Babys erfahren, um ihm einen Namen zu geben. Auf dem Befund heißt nur trocken: „Weiblicher Chromosomensatz“. „Auf Nachfrage, ob wir eine Tochter bekommen, heißt es nur knapp ‚ja‘. Da sagt keiner, dass es sich um einen Menschen mit Herz und Seele handelt, keiner sagt: ‚Ich darf euch gratulieren, dass ihr ein Mädchen bekommt.‘ Als ob die Ärzte selbst nicht glauben, dass das ein Mensch ist.“, berichtet der junge Vater.
Der Arzt ist deutlich mit seinem Rat: „Ihr könnt selbst entscheiden, ABER 90 Prozent aller Paare in eurer Situation würden die Schwangerschaft jetzt beenden“. Diese Worte sitzen und verletzen tief. „Welch eine menschenunwürdige Rhetorik des Arztes!“, zeigt sich Johannes S. erschüttert. „Die Schwangerschaft beenden, eine Umschreibung, in der man nicht einmal mehr erwähnen muss, dass man hier ein hilfloses, unschuldiges Kind – ja meine Tochter – tötet.“ Die Tendenz zur Entscheidung gegen das Kind ist unüberhörbar. „Welchen vernünftigen Grund können Sie mir nennen, dass ich mein eigenes Kind umbringen lassen soll?“ – mit diesen Worten geht Johannes S. in die Offensive. Die Begründung des Mediziners versetzt dem jungen Elternpaar einen Stich direkt ins Herz: „Wenn deine Frau jetzt eine Tablette nimmt, ist die Sache vorbei und ihr könnt euch auf die nächste Schwangerschaft konzentrieren. Außerdem macht das für die Frau einen Unterschied, ob ihr das jetzt erledigt, oder Sie später eine Totgeburt durchmachen muss“.
„Unser kleines Zwergerl soll so lange leben, wie es schafft.“
Der Vater des Kindes gibt dem Arzt unter Tränen zu verstehen: „Wenn das Kind später auf die Welt kommt, dann kann ich es in meine Arme nehmen, ich kann es taufen lassen. Vielleicht muss ich es beerdigen, aber dann habe ich wenigstens einen Platz, den ich zum Trauern aufsuchen kann.“ Der Mediziner bleibt regungslos und ignoriert Johannes S., als hätte er als Vater nichts zum Mitreden. Stattdessen wendet er sich Doris S. zu und sagt ihr, sie als Mutter müsse entscheiden. Außerdem merkt er an, dass es in Fällen wie diesen „eh keine Fristen“ gibt. Damit spielt er auf die Möglichkeit an, Kinder mit einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung über die gewöhnliche Frist von 12 Wochen hinaus abtreiben zu können. Die eugenische Indikation, die immer noch im Gesetz verankert ist, macht das in Österreich möglich. So werden etwa 9 von 10 Kindern mit Down-Syndrom abgetrieben. „Ganz ehrlich, ich schäme mich, in so einer Gesellschaft zu leben!“, so Johannes S. Seine Frau steht ebenso voll und ganz zu ihrem Kind. Die beiden wollen anderen Eltern Mut machen, sich trotz aller Herausforderungen, die so eine Diagnose mit sich bringen kann, für ihr Kind zu entscheiden.
Heute ist Doris S. bereits im vierten Monat und die beiden haben bereits einen Namen für ihre geliebte Tochter. „Ob sie lebend zur Welt kommt, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass wir dieses Geschenk Gottes dankbar annehmen und unser kleines Zwergerl so lange leben soll, wie es schafft, zu leben…“.
„Beruf und die Berufung, Menschen zu helfen und Leben zu retten, vollkommen verfehlt!“
Pränataltests ermöglichen es heutzutage, Chromosom-Anomalien zu diagnostizieren. Wenn dies zur Folge hat, dass auf Mütter und Väter ein enormer Druck und ausgeübt und zur Abtreibung geraten wird, dann haben diese Tests jeglichen Sinn verfehlt. „Es ist traurig und zum Schämen, was sich während des Gesprächs der jungen Eltern mit dem Arzt ereignet hat. In unserer Gesellschaft darf es so etwas nicht geben – ein Arzt, der ein Kind mit einer Chromosom-Anomalie als bereits dem Tod geweiht sieht und zur Abtreibung drängt, hat seinen Beruf und die Berufung, Menschen zu helfen und Leben zu retten, vollkommen verfehlt!“, so Myroslava Mashkarynets, Pressesprecherin von Jugend für das Leben.