Leben vor

der Geburt

Findet in den Tagen vor dem Eisprung bzw. während des Eisprungs Geschlechtsverkehr statt, bei dem Spermien des Mannes in den Eileiter aufsteigen können, kann ein neuer Mensch entstehen; nämlich wenn eine Ei- und eine Samenzelle zusammentreffen und verschmelzen.

Der Beginn des Menschen

Etwa einmal im Monat kommt es in einem Eierstock der Frau zum Eisprung, bei dem eine Eizelle freigegeben und vom Eileiter aufgefangen wird. Diese etwa stecknadelkopfgroße Eizelle hat eine begrenzte Überlebensfähigkeit von 12-24 Stunden. Findet in den Tagen vor dem Eisprung Geschlechtsverkehr statt, bei dem Spermien des Mannes in den Eileiter aufsteigen können, steigt die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines neuen Menschen, nämlich wenn die beiden Zellen zusammentreffen und verschmelzen.

Die Empfängnis

Angelockt von einem maiglöckchenähnlichen Duft machen sich bis zu 400 Millionen männliche Samenzellen auf den Weg zum Eileiter. Nur sehr wenige dieser Samenzellen werden es bis zur Eizelle im Eileiter schaffen, und nur einer einzigen Samenzelle wird es gelingen, die äußere Schicht der Eizelle zu durchdringen und mit der Eizelle zu verschmelzen. In dem Moment, in dem Eizelle- und Samenzelle miteinander verschmelzen, verbindet sich auch das Erbgut von Frau und Mann und es entsteht ein einzigartiger, neuer Mensch. Dieser Moment wird Empfängnis oder Befruchtung genannt. Geschlecht, Aussehen und andere genetisch bedingte Eigenschaften sind in diesem Moment grundgelegt und es beginnt nun eine rasante, kontinuierliche Entwicklung, die bis zum Tod dieses Menschen andauern wird. Eine spannende 3D-Animation zur Befruchtung gibt es hier.

Die Abbildung zeigt eine männliche Samenzelle, die gerade dabei ist, in die weibliche Eizelle (gelb) einzudringen.

Vorgeburtliche Entwicklung

Das 1. Trimester – die ersten drei Monate

Woche 1

Nachdem die Samen- und Eizelle zu einer einzigen Zelle – einem neuen Menschen – verschmolzen sind, kommt es schon in den ersten paar Lebensstunden und -tagen zur kontinuierlichen Zellteilung:
Aus der einen Zelle werden zwei, aus zwei Zellen vier, aus vier acht usw. Während sich die Zellen teilen, wandert der kleine Mensch durch den Eileiter und hat dabei – je nach Anzahl der Zellen – einen bestimmten medizinischen Namen: Zygote – Blastozyste – Morula. Embryo ist der Überbegriff für den Menschen in seinen ersten acht Lebenswochen.

Woche 2

Die Abbildung zeigt die Einnistung des Kindes in der Gebärmutter
Nach etwa einer Woche (5-12 Tagen) nistet sich das Kind in der gut durchbluteten Gebärmutterschleimhaut ein. Dieser Vorgang heißt Nidation. Eine enge Beziehung zwischen Mutter und Kind nimmt ihren Anfang. Das Kind wird von der Mutter ernährt, es besitzt aber einen von der Mutter getrennten Blutkreislauf. Die Körperzellen des Kindes beginnen im Rahmen der Nidation eine Ausdifferenzierung, das heißt, die einzelnen Zellen werden für bestimmte Aufgaben verwendet, werden Teil von bestimmten Organen.

Woche 3

15. Tag: Die ersten Blutgefäße zeigen sich. Das Kind ist 1,5 mm groß.
18. Tag: Das Gehirn wird angelegt.
21. Tag: Das Herz beginnt zu schlagen.
Das Baby befindet sich gut geschützt in der Gebärmutterhöhle: Es ist von der Fruchtblase umgeben und schwimmt im Fruchtwasser.

Woche 4

Das Aussehen des kleinen Menschen verändert sich: Sieht er zuerst noch eher einer Kaulquappe ähnlich, so zeigt sich im Laufe der ersten Wochen immer mehr die menschliche Gestalt. Kopf, Wirbelsäule und Herz werden erkennbar und entwickeln sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit.

Woche 5

Das Baby – zurzeit Embryo genannt – ist nun etwa 1,25 cm groß: Arme und Beine werden schon als Knospen angelegt, dabei entwickeln sich Hände und Füße etwas schneller: Sie sehen zuerst ein wenig aus wie Schwimmflossen, werden aber schon sehr bald den Extremitäten eines bereits geborenen Menschen ähneln.

 Woche 6

Das Kind hat zunehmend das äußere Erscheinungsbild eines Menschen. Zeitweise bewegen sich die Arme des Kindes, bald wird das Gehirn Muskeln im ganzen Körper steuern. Das Herz, das schon seit etwa drei Wochen schlägt, ist fast fertig ausgebildet und schlägt schnell (165 bis 170 Schläge pro Minute) und pumpt Blut durch den kleinen Körper.

Woche 7

In der siebten Lebenswoche werden die Bewegungen des Kindes immer routinierter: Kopf, Arme und Beine zappeln sichtbar bei Ultraschallaufnahmen und das Baby kann auch schon Schluckauf bekommen. Am Ende der siebten Woche ist das Innenohr ausgebildet.

Woche 8

Das Ende der Embryonalzeit. Von nun an spricht man offiziell von einem Fötus, d.h. der/das Kleine, oder der Nachkomme. Das Kind ist drei Zentimeter groß und wiegt etwa zehn Gramm.
Alle Organe sind angelegt, sogar Zehen, Brustwarzen, Augenlieder und Scheitel sind schon vorhanden. Bewegungsmuster lassen sich bereits durch Ultraschall erkennen. Das Wachstum wird stark eingebremst. Würde das Kind im selben Tempo weiterwachsen, käme es mit 14 Tonnen auf die Welt!

Woche 9

Die Stimmbänder sind vorhanden und das Baby gähnt auch schon von Zeit zu Zeit. Der Tastsinn ist ausgeprägt. Durch Berührungserlebnisse wird das Nervensystem gegliedert. Das Kind entwickelt verschiedene Reflexe, die vor allem nach der Geburt von großer Bedeutung sein werden:
Auf Berührung der Lippen reagiert das Kind mit Bewegungen am ganzen Körper.
Es ballt die Hände bei Berührung der Handflächen.
Der Kopf wendet sich bei Berührung der Wange dem Reiz zu (sog. Rooting Reflex).

Woche 10

In der zehnten Lebenswoche formen sich Finger- und Zehennägel. Das Kind hat jetzt schon einen einzigartigen Fingerabdruck, und die Knochen in seinem Körper verhärten sich allmählich. Der Kopf ist noch überproportional groß, ansonsten sieht das Kind einem neugeborenen Säugling nun schon sehr ähnlich!

Woche 11

Nase und Lippen sind fertig ausgeformt, die Augen sind von zarten Augenlidern bedeckt. Komplexe Gesichtsbewegungen beginnen nun; das Ungeborene nimmt in dieser Woche um etwa 60 % an Gewicht zu.

Woche 12

Das Kind ist acht Zentimeter groß und wiegt 30 Gramm. Die Entwicklung der Körperfunktionen ist nun abgeschlossen. Es kann die Stirn in Falten legen und die Augenbrauen heben. Geschlecht und Fingernägel sind erkennbar. Es ist sensibel für Empfindungen und Erlebnisse der Mutter. Es reagiert auf Stress der Mutter und ist bis zu einem gewissen Grad sogar lernfähig. Sein Geschmacksinn wird immer ausgeprägter: Es schluckt genüsslich Fruchtwasser.
In den ersten drei Lebensmonaten wurden die wichtigsten Körperformen und -funktionen entwickelt, das heißt, in den verbleibenden Wochen und Monaten bis zur Geburt (normalerweise in der 38.-40. Woche) wächst das Kind nur noch und nimmt an Gewicht und Fähigkeiten zu.

Vorgeburtliche Entwicklung

Das 2. Trimester

4. Monat

Gegen Ende des dritten Monats, Anfang des vierten Monats zeigt sich langsam das Babybäuchlein bei der Mutter. Das Baby kann greifen, schwimmen und Purzelbäume schlagen. Es kann an der Nabelschnur ziehen, was ihm nicht immer unbedingt gut bekommt.
Die Kindsbewegungen sind erstmals für die Mutter fühlbar. Zuerst nur als Flattern wahrnehmbar, werden die Bewegungen im Laufe der Wochen auch für andere (z.B. den Papa oder Geschwister) über die Bauchdecke spürbar.
Das Baby entwickelt seinen eigenen Schlafrhythmus, der oft dem der Mutter genau entgegengesetzt ist.
Das Geschlecht des Babys ist nun auch per Ultraschall erkennbar – allerdings muss das Baby hier auch kooperieren: Manche Babys drehen sich während der gesamten Schwangerschaft so vom Ultraschallgerät weg, dass man das Geschlecht erst bei der Geburt erfährt.

5. Monat

Haare und Wimpern beginnen zu wachsen. Babys, die schon im fünften Monat zur Welt kommen (also Frühchen), sind mithilfe der heutigen medizinischen Technik überlebensfähig (teilweise schon ab der 21. Lebenswoche). Außerdem beginnt das Baby jetzt Geräusche deutlich wahrzunehmen: Es hört den Herzschlag der Mutter und seinen eigenen, das Glucksen und Gurgeln ihrer Organe, sowie Stimmen und Geräusche, die über die Bauchdecke eindringen.
Die Geschlechtsorgane sind ausgeprägt: In den Eierstöcken von weiblichen Babys sind schon alle Eizellen enthalten, die sie auch als junge Frau haben werden.

6. Monat

Das Gehirn und die Nerven entwickeln sich immer weiter; das heißt, die sensible und auditive Wahrnehmung wird immer besser. Das Baby kann durch plötzliche, laute Geräusche erschreckt werden. Es schluckt weiterhin Fruchtwasser, das es dann auch wieder ausscheidet – richtigen Stuhlgang wird das Baby allerdings erst nach der Geburt haben.

Vorgeburtliche Entwicklung

Das 3. Trimester

7. Monat

Das Gehirngewebe wird verfeinert und bekommt die typische furchige Form; dadurch wird seine Oberfläche maximiert. Rhythmisches Atmen und die Körpertemperatur werden spätestens jetzt vom Gehirn aus gesteuert.
Der Kopf ist nun auch nicht mehr überproportional groß im Vergleich zum restlichen Körper, sondern macht etwa 1/7 des Körpers aus.
Die vollständig entwickelten und vorhandenen Knochen sind immer noch etwas weicher als bei einem Erwachsenen und auch die Schädelplatten sind noch nicht zusammengewachsen, um besser durch den Geburtskanal zu passen und den Geburtsprozess zu erleichtern.
Im Körper des Babys werden nun Eisen, Kalzium und andere Stoffe eingelagert. Das Baby wächst jetzt nicht mehr stark, legt aber ordentlich Fettgewebe an.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel scheinen Babys auch zu träumen – wovon, das können Wissenschaftler (noch) nicht sagen.

8. Monat

Das Kind wiegt 1,5 bis 2,2 kg und ist 35 bis 40 cm groß.
Es bewegt sich bewusst koordiniert und reagiert auf Geräusche: Es kann zwischen ihm vertrauten Stimmen (z.B. Mama und Papa) und anderen unterscheiden.
Es nimmt Licht über die Bauchdecke wahr: Wenn man mit einer Taschenlampe über die Bauchdecke fährt, folgt das Kind dem Licht.
Es hat auch schon Haare. Dabei ist es von Kind zu Kind verschieden, wie dicht diese Haarpracht ist: Manche Kinder kommen mit vollen Locken zur Welt, während andere gerade mal einen dünnen Haarflaum haben, und die Haarfarbe kann sich im Laufe der ersten Lebensjahre auch noch stark verändern.
Die Haut des Babys ist durch die sogenannte „Käseschmiere“ vom Fruchtwasser geschützt (Stell dir vor, was passieren würde, wenn du ohne Schutzschicht 9 Monate in der Badewanne liegen würdest?!)

9. Monat

Im Idealfall hat sich das Baby mit dem Kopf nach unten – Richtung Geburtskanal – gedreht. Sogenannte Senkwehen helfen in den letzten Schwangerschaftswochen mit, dass das Baby die richtige Position einnehmen kann, bevor Hormone irgendwann zwischen der 38. und 40. Woche die Geburtswehen auslösen.